STADTMUSEUM WIL
Hans Melchior Schmitter, genannt Hug
Dieser Wiler Glasmaler, dessen zahlreiche Arbeiten sich fast ein Jahrzehnt lang, von 1602 bis zu
seinem Tod 1611, verfolgen lassen, hat sich uns selbst auf einer seiner Scheiben mit dem vollen
Namen als "Hans Melcher Schmitter Genand Hug, Burger und Glasmaler zuo Wyl Jm Thurgaw"
vorgestellt. Er signierte dementsprechend seine Arbeiten mit HHVG, HMHVG oder einfach HMH. Sein
Geschlecht war in Wil mehrfach vertreten, wie u. a. die Schützengesellschaftsscheiben von 1607 mit
ihren Bürgerwappen und Beischriften zeigen. Er selber, wohnhaft an der Mittelvordergasse, war in der
Bogenschützengesellschaft Vierer und hat sich als solcher verewigt auf der einen der Scheiben von
1607 als "Hans Melcher Schmiter Fier". Ob das unter seinem Namen eingesetzte Künstlerwappen (drei
Schildchen) ursprünglich dazu gehörte, ist fraglich, wie die folgenden Ausführungen über diese
Schützenwappen zeigen werden. Auf der von ihm selber zusammen mit dem Lichtensteiger Glaser
Hans Jacob Rissy gestifteten Scheibe von 1610 verwendete er als Wappen einen auf schrägem
Balken aufwärts schreitenden Löwen. Das gleiche Wappen findet sich auch auf der
Schützengesellschaftsscheibe, ohne daß dessen Zuweisung an einen Namen gesichert wäre.
Wie Niklaus Wirt vor ihm, arbeitete Hug für die Heimatstadt und ihre Bürger, aber auch für den
damaligen Abt von St. Gallen, Bernhard Müller, und das benachbarte Frauenkloster Magdenau. Mit
diesem letztern Auftrag setzt die umfangreiche Toggenburgerkundschaft ein. Für diese
Bauernscheiben verwendete er den üblichen Typus: der Mann in martialischer Haltung, die Frau mit
dem Willkommbecher, im Oberbild meist bäuerliche Szenen. Die früheren Arbeiten zeichnen sich
durch einen großen Figurenreichtum und komplizierte Komposition aus. Für die Darstellung
verwendete er, der Entwicklung der Glasmalerkunst entsprechend, neben bunten Gläsern auch
ausgiebig Schmelzfarben. Wie die Eintragung in der Seckelmeister-rechnung 1609 S. 76 zeigt,
beschäftigte Hans Melchior Hug in seiner Werkstätte Gesellen und "Buben".
Aus der Eintragung im Steuerbuch des Jahres 1611 geht hervor, dass dieser fruchtbare Wiler
Glasmaler in diesem Jahr gestorben ist: als Nachtrag mit anderer Schrift steht neben seinem Namen
"Hanss Melchior Hug" die Bemerkung "Abgang".Vermutlich ist er ein Opfer der Pest geworden, die in
jenem Jahr viele Menschen dahingerafft hat.
(Boesch, Paul; Die Wiler Glasmaler und ihr Werk, Wil 1949)